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THEMA:   Eigene Lyrik Kapitel 11

 90 Antwort(en).

hl begann die Diskussion am 09.11.03 (12:36) mit folgendem Beitrag:

Ein neues Kapitel von "Eigene Lyrik".
Kapitel 10 kann unter /seniorentreff/de/diskussion/archiv4/a590.html nachgelesen werden.

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv4/a590.html


hl antwortete am 09.11.03 (12:44):

Die Maillisten sind übertragen. Viel Freude am Schreiben und einen schönen Sonntag allen! :-)


idurnnamhcab antwortete am 10.11.03 (21:33):

Hallo, liebe Freunde der Lyrik,
hallo liebe Sita,

danke dir erst einmal für deine Antwort, wobei ich es schöner gefunden hätte, wenn du mir eben deine Gedanken bzw. die Grundlage deines schreibens mitgeteilt hättest, auch, wenn die Richtung deiner Texte schon klar ist.

Ich meine, da wir uns "nur" auf diesem Wege austauschen und nicht das Lesen, mit Betonung und Gestik, sowie anschließendem Gespräch haben, dass wir schon, vielleicht auf die persönliche eMail-Anschrift, uns auch über den gefassten Text hinaus mitteilen können. Vielleicht stehe ich ja mit dieser Meinung alleine?

Nun aber ein weiteres Gedicht.

Morgenstund .....

Ein Mensch, zu zeitig früher Stunde,
dreht seine morgendliche Runde.
Nicht, weil Begeisterung ihn triebe,
sondern aus purer Hundeliebe.
Es war sehr kühl noch, und verregnet,
als jenem Menschen dann begegnet,
ein zweiter Mensch,
der auch behundet,
frühmorgendlich den Park erkundet.
So fanden sich,
als Mann und Frau, zwei Menschen,
sowie Tito, der Chow-Chow,
und eine süße Hundedame.
Cilli von Cizewicz, ihr Name.
Seit diesem Tag geht man vereint,
ob's regnet, ob die Sonne scheint,
dreimal am Tag in die Natur,
aus Liebe, sprich: Toujours l'amour.

(c) rgbv


sita antwortete am 14.11.03 (00:37):

Ich habe ein Gedicht für Idu....besser wären kurze Namen
Es war einmal ein Hund
und der war sehr gesund
Er streunte gern durch Feld und Flur
und rundherum war er natur

Er fraß, was vor das Maul ihm kam
und bellte alle Leute an
denn er war sehr gesund
und noch dazu ein Hund!

Den Hund gibt's nun nicht mehr
wo käme der denn her?
Ein Hund ist heutzutag modern
hört alles nah und sieht gern fern
Er wird von Frauchen nett bestrickt
und baut sein Männchen sehr geschickt
Man reicht ihm Leckerbissen
und nachts ein Ruhekissen

An einer feinen Leine
vertritt er sich die Beine
macht, wo er soll nur sein Geschäft
weiß dass ein braver Hund nicht kläfft
bekommt oft Spritzen, Pillen
stets gegen seinen Willen

Es ist halt schwer, heut Hund zu sein
denn Hund ist Hund
und fein ist fein


hl antwortete am 14.11.03 (09:48):


Irina () schrieb am 14.11.03 (07:56):

Hallo sita,
schreib einfach "Rudi" (Bachmann) :-)

-----------------------------------------

Hallo, Irina
habe versehentlich alle Mehrfacheinträge gelöscht :-).

Wenn die Fehlermeldung Internal Error.. erscheint bitte nicht auf aktualisieren klicken sondern über den zurück-Button auf die Vorschau zurück und dort dann auf "Themenübersicht"! - nicht nochmals abschicken.

Mit freundlichen Grüssen
Heidi


Irina antwortete am 14.11.03 (10:44):

An Heidi,
o herzlichen Dank ---
und das "Versehen" war nur das, was ich gewünscht hatte :-)

Irina


hl antwortete am 14.11.03 (10:49):

:-)


idurnnamhcab antwortete am 14.11.03 (13:56):

Hallo Sita,

es freut mich, dass du auch "auf den Hund" gekommen bist. Dein Gedicht, das mich sehr anspricht, sagt in beabsichtigt überzogener Wiese das Zeitproblem der Vermenschlichung von Haustieren, in weiterem Sinne aber auch die Ausrichtung unserer Umwelt nach unseren Bedürfnissen, nach unserem Willen aus. Diese ist sicher für die Natur, letztendlich aber auch für uns, nicht gut.

Mit dem Sprachrhytmus deiner Zeilen hätte ich vermutlich jedoch meine Probleme.

Schau einmal im Kummer-und Meckerkasten nach.

Du kannst es bei "Rudi" lassen, auch oder gerade, weil idu.... so lange ist.


eva3 antwortete am 15.11.03 (10:44):

November


Ich mag die düsteren Novembertage,
es stöhnt der Herbstwind und der Regen rinnt;
es krächzt vom kahlen Ast die Krähenklage,
weil alle Sänger längst im Süden sind.

Das stete tropfen auf den Fensterbrettern
begleitet mich wie eine Melodie -
ich blättre in vergilbten Albumblättern -
der Tag verrinnt in Herbst-Melancholie.

Das braune Laub quillt unter meinen Füßen,
die Statuen im Park, sie leiden stumm.
Doch ich will mir den Abend heut versüßen
und trinke heißen Tee mit recht viel Rum...

Die Welt hüllt sich in dichte Nebelschleier,
bereift die rote Beere im Geäst -
Natur hält ihre leise Abschiedsfeier
und Kerzen leuchten still zum Totenfest.

In weißer Winterpracht erstrahlt der Jänner,
Dezember lockt mit seinem Lichterbaum;
November ist die Zeit für wahre Kenner :
ein sanfter, dämmergrauer Wolkentraum.

eKr


nopi antwortete am 16.11.03 (10:33):

Abschied

Zerrissen, abgeschabt und leer,
so stehst du dumm vor mir und glotzt,
ich mag dich nun gewiß nicht mehr,
und oft hast du mich angekotzt.

Grinse nur hämisch, und sei stumm,
ich weiß, was hinter deiner Stirn verborgen,
doch seh ich es mal andersrum,
hast du geteilt auch meine Sorgen.

Der Abend sich so endlos dehnte,
und Grauen kroch aus dir hervor,
mein Herz sich so nach Liebe sehnte,
ich mich empfand als armer Thor.

Du warst zugegen immerdar,
und wenn mich Amors Pfeil getroffen,
gewiß, es war oft wunderbar,
das ist es, was mich macht betroffen.

Könnt ich dich hassen, dich verfluchen,
so würde scheiden leichter sein,
mit Freuden mir ne andre suchen,
doch ich weiß nun, du bleibst allein.

Allein zurück, geräumt das Zimmer,
dein Schicksal liegt im trüben Licht,
ade Tapete, wohl für immer,
was uns zusammen hielt zerbricht.

Ein andrer wird dich überstreichen,
oder dich lösen von der Wand,
zerknüllt im Müllcontainer bleichen,
ein letztes Streicheln mit der Hand.

Machs gut, du altgediente Haut,
mein guter Freund in all den Tagen,
versteh dich doch, auch ohne Laut,
sei bitte still, und keine Fragen.

G. Nopens


sita antwortete am 19.11.03 (01:02):

Kreis

Der Himmel wirft
seinen Spalt
auf die Erde
und gräbt
die Furchen
der Zeit

Er macht
aus Abend
und Morgen
einfach
Unendlichkeit


sita antwortete am 19.11.03 (01:38):

Erlkönig 2003

Was fährt dort so spät durch Nacht und Wind
Ein Wagen voll Giftmüll, mein liebes Kind
Ob Jemand erwacht und schlägt Alarm
Nichts hörend, nichts sehend schläft fest der Gendarm

Ein Mensch jedoch birgt voller Scham sein Gesicht
er sieht was, doch tut er, als säh' er es nicht
Die Fässer voll Giftmüll, die sieht er dort live
er tut so, als säh' er nur Nebelstreif

Er geht seines Weges auf ein Glas Bier
und denkt, was schaden die Fässer mir
Er sieht die Schrift nicht an der Wand
träumt wie Nekubnezar, für ihn Urlaub am Strand

Ach Mensch, oh Mensch, merkst du denn nicht
dass es der Erde an Odem gebricht
Denk an dein Kind und Kindeskind
in dürren Blättern säuselt der Wind

Willst du den sauren Regen nicht sehn
Findest die Ölteppiche etwa noch schön
Schwimmst auch mit Wonne im fast heilen Rhein
lässt lullen von leeren Versprechen dich ein

Oh Mensch, du Mensch und siehst du nicht dort
Sevesos Töchter am finsteren Ort
Dein Kind, Kindeskind sieht es genau
Es sind die alten Weiden so grau

Doch liebst du die Erde in ihrer Gestalt
und hasst die Zerstörung, die rohe Gewalt
dann Mensch, du Mensch fass schleunigst mit an
bevor man der Erde noch mehr Leid getan

So Manchem grausets, man suchet geschwind
zu retten, was noch zu retten man find
Vielleicht erreicht man mit Müh und Not
die Rettung von einem Giftgastod


nopi antwortete am 19.11.03 (09:27):

Was da fehlt

Was ist schon wahr, das Heer der Zichmillionen,
die dumpfverdrossen altbewehrte Schritte tun,
das Häufchen Geier, die auf ihrem Reichtum thronen,
um sich vom Nichtstun täglich auszuruhn.

Sin es die Pharisäer, die allweil die Ängste schüren,
die Wahrheit gar für sich gepachtet,
Beamtentum, das Denkenden die Luft abschnüren,
und alles was nicht ausgerichtet ist verachtet.

Ist es dein Sein, das dich zum Leben hat erkoren,
und nicht gefragt, ob du bereit für dieses Spiel,
ist es dein Zweifel, der sich irgendwo im Einerlei verloren,
und nie erreicht das anvisierte Ziel.

Und willst du wirklich jetzt die Wahrheit wissen,
tu dir nicht weh, und kehre einfach um,
das Resultat, wenn du erkennst, ist arg beschissen,
und willst du fragen, bleiben alle Münder stumm.

Was dich erreicht, ist Stammelei von blinden Fachidioten,
sie sagen "Ich" und sind der Nabel ihrer Welt,
ergehen sich in Zahlen, Material und Quoten,
jedoch die Übersicht fürs Ganze ist es was da fehlt.

G. Nopens


nopi antwortete am 19.11.03 (10:25):

Der Code

Es murmelt und raunt, es gurgelt und zischt,
in wabernder Schwärze gebettet,
ein Blähen, ein Zucken, es fließt und es mischt,
stürmt auf und ist wieder geglättet.

Aus der tiefsten Tiefe stürzt es fauchend empor,
zerreißet des Plasmas Hülle,
ein Zittern, ein Brausen, ein höllischer Chor,
ein berstendes Krachen, dann Stille.

Und ein gleißendes Licht, wie tausend von Sonnen,
eine strahlende Helle, in der alles schwingt,
so wie es erstrahlt, so ist es zerronnen,
und der Nukleus in der Weite versinkt.

In fernster Ferne, weit hinten im All,
dort, wo das Schweigen gefroren,
dort bist du erwacht mit gewaltigem Knall,
ein Feuersturm hat dich geboren.

Dein Ziel ist gegeben, die Aufgabe klar,
durcheilst du die endlose Weite,
am Rand der Galaxie, ein Stern wunderbar,
den Mond führt er an der Seite.

Das Pärchen, du siehst es die Sonne umkreisen,
so friedlich, in herrlicher Pracht,
nichts gleiches erlebst du auf deinen Reisen,
hier scheint wohl ein Wunder vollbracht.

Dein genetischer Code lautet Leben zu retten,
ein Leben, das wert ist zu sein,
Parasiten, so heißt es, sollst du zertreten,
egal, ob sie groß oder klein.

Vernichter des Lebens, sie eliminiere,
die das Dasein der andren verachten,
ertränke, verbrenne und stranguliere,
zerreiße, erschlage und schlachte.

Es lebt ein Bazillus dort auf dem Planeten,
weder häßlich, noch schleimig, weder Stachel noch Gräten,
von schlankem Wuchs und schöner Gestalt,
vermehren sich rasend und werden sehr alt.

Die Flüsse und Seen in Kloaken verwandelt,
auch Fauna und Flora vernichtet,
aus Raffgier und Habsucht habn sie so gehandelt,
was schwächer war, wurde gerichtet.

Sie meißeln den Berg, und verpesten die Luft,
was entging ihrem grausamen Streben,
wird morgen verspeist, vergeudet, verpufft,
und das alles nennen sie Leben.

Alles, was nicht Homo Sapiens sich nenne,
ist wertlos für sie, und hat keinen Platz auf der Welt,
und des Andren Besitz erobre, verbrenne,
was einzig nur zählt, ist die Macht und das Geld.

Ihren Gott haben sie längst zum Knechte gemacht,
den Sohn gar gekreuzigt, gepeinigt, verlacht,
Gebote, sie dienen nur den der sie schreibt,
den andren gehorchen in Demut nur bleibt.

Gar diese Pest hat die Erde befallen,
tief mit den Rüsseln saugen sie aus ihre Glut,
zerfurchen ihr Antlitz mit stählernen Krallen,
und schleudern Blitze in rasender Wut.

Dein Auftrag, er ist dir genetisch gegeben,
vernichte die Bestie, und rette das Leben,
so gib die Erde dem Schöpfer zurück,
auf das sie gedeihe in Friede und Glück.

G. Nopens


idurnnamhcab antwortete am 19.11.03 (21:09):

Hallo Sita,

dein Gedicht "Kreis" ist spitze! Was mir bei dir Probleme bereitet ist der Umstand, dass du zumindest auf meine Gedanken zu deinen Gedichten, denen ja auch widersprochen werden kann, nicht eingehst. Schade! Der Bereich "Eigene Lyrik, Kapitel 11" gehört doch zu der Obergruppe Diskussionen. Diskutiert wird hier aber selten. Leider!

Hallo Nopi,

deine Gedichte sprechen in sehr negativer und vernichtender Weise reale und zeitnahe Probleme an. Die Menschheit, in ihrer bisherigen Entwicklung, ganz sicher aber auch in ihrer Zukunft, war in Teilen und aus verschiedenen Gründen schon immer unvernünftig, oft auch verbrecherisch und kriminell. Wenn ich aber als Reaktion auf Fehlverhalten dasselbe in Betracht ziehe (Anm.: Um die Welt zu verbessern?), muss ich mich schon fragen lassen, ob meine Welt wirklich besser würde? Ich denke "nein"!

Rudi


nopi antwortete am 20.11.03 (08:48):

Hallo Rudi,

es gibt Poeten, die alles in bunte positive Farben verpacken, die das Negative, also das Unbequeme außen vorlassen. Es sind die Träumer unter den Poeten.

Es gibt aber auch solche, die die Gegenwart, ungeschminkt wie sie ist, in eine lyrische Form geben, um Denkanstöße zu initiieren.

Verändern kann der Dichter die Menschheit ohnehin nicht. Ein Goethe oder ein Schiller haben nichts an unserer Gegenwart oder gar Zukunft ver- oder geändert. Es liegt ganz einfach auch daran, daß der Mensch sich liebend gerne in für ihn vorteilhafte Lügen flüchtet. Er fühlt sich dann ganz einfach wohler. Und wenn es dann nicht so richtig klappt in seiner Scheinwelt, dann sucht er Schuldige, spart sich selber dabei aber aus.

Es bleibt dem Leser überlassen zu wlecher Art von Lyrik er sich hingezogen fühlt. Ich persönlich betrachte mich als lyrischen Reporter. Mein Spektrum ist dadurch eher noch erweitert.

Liebe Grüße

Günter


nopi antwortete am 20.11.03 (08:58):

Nichts geht mehr.

Die Finsternis breitet aus ihren Schleier,
orgastisch die Glocke vom Turme her schellt,
die Stille total, die Gedanken sind freier,
das ist es, was an der Nacht mir gefällt.

Buchhalter Jansen kann den Schlaf nicht recht finden,
die Zahlen hat er ein wenig friesiert,
ein bißchen mehr Leben, und nicht so viel schinden,
zu erst wars der Wunsch nur, dann ist es passiert.

Die Kugel, die weiße, sie macht ihn zum Sklaven,
das Herz pocht gewaltig, wenn im Kessel sie rollt,
der Zockstall wird in der Nacht ihm zum Hafen,
das Gewissen hat ihm vor langer Zeit mal gegrollt.

Weiß ist die Kugel, grün ist das Tuch,
und die Felder, sie locken und rufen ihm zu,
die Macht, die ihn treibt, sie ist auch sein Fluch,
im Wasser des Flusses erst fand er die Ruh.

Das muntre Spiel, das die Wellen nun treiben,
nahm Jansen den letzten Chip aus der Hand,
dafür darf er ewig im Wasser nun bleiben,
sein Chip ziert für immer den güldenen Sand.

G. Nopens


idurnnamhcab antwortete am 20.11.03 (22:23):

Hallo Günter,

deine Gedanken finden grundsätzlich meine Zustimmung. Ich meine jedoch, dass du eine Gruppe Poeten (Menschen) vergessen hast. Es sind diejenigen, die das Negative Drumherum wohl erkennen, es jedoch nicht verleugnen, sondern versuchen im Rahmen ihrer Möglichkeit zu ändern. Dies bedeutet aus meiner Sicht aber auf jeden Fall sich nicht absolut verwirklichen zu können, sondern Kompromisse eingehen zu müssen. Einen Kompromiss eingehen zu müssen muss aber nicht gleichbedeutend sein mit Selbstbetrug, Scheinwelt, und verpacken in bunte Farben. Er kann eben eine Lösung beinhalten, mit der zu leben ist.

Abschließend ein Gedicht.

.-.-.-.-.-.

Die rettende Idee

Es war einmal ein Spatz,
der machte eine Hatz,
auf einen Regenwurm,
in einem Glockenturm.
"Warum muss ich von allen,
dem Spatz so gut gefallen?"
sprach jener Regenwurm,
des Nachmittags im Turm.
"Wie kann ich es denn schaffen,
bei solch ungleichen Waffen,
dass jener mich nicht frisst,
vielleicht sogar vergisst?"
Der Wurm indes sehr schlau,
rief eine Spatzenfrau.
Der Spatz war wie besessen,
hat sie gesehn und ihn vergessen.
Als dies dem Wurm geglückt,
hat er sich gleich verdrückt.
Die Urenkel von Spatz und Wurm
spielen noch heut im Glockenturm

(c) rgbv


nopi antwortete am 21.11.03 (09:45):

Hallo Idurn........

Ich habe wie Du meinst eine Gruppe vergessen. Stimmt nicht, so vorgegangen habe ich eine ganze Gruppenphalanx vergessen. Du glaubst doch nicht etwa im Ernst, dass man des Menschen Gesinnung in nur drei Gruppen unterteilen könnte. Also lassen wir das mal, mit den Gruppen.

Prinzipiell gibt es nur zwei Sichtweisen, nämlich die realitätsbezogene, und die illusionistische. Zwischen diesen beiden tummelt sich alles, was wir als Reaktion auf irgend welche Vorgänge erleben. Darauf allerdings im Detail eingehen zu wollen ist müssig.

Ein jeder mag denken, fühlen und handeln wie er will. Er sollte nur darauf achten, dass seine, wie auch immer geartete Vorgehensweise nicht zur Last für andere wird. Wenn ich mich in meiner Lyrik nicht so sehr den illusionistischen Farben hingebe, dann deswegen, dass das schon genügend andere tun, und es mir auch nicht behagt in permanenten Selbstbetrug zu versinken.

Ich liebe den klaren Gedanken und das freie Wort. Und überall wo solches in Gefahr ist unterdrückt zu werden oder bereits unterdrückt wird, erhebe ich meine Stimme. Was allerdings nicht bedeutet, dass ich nicht auch private Traumvorstellungen hege.


Doch das Telefon klingelt.

Gitarrenklänge, romantisch gesponnen,
erfüllen den Raum mit lieblichem Klang,
ich schaue hinaus, in den Regen versonnen,
und Sehnsucht ergreift mich, ums Herz wirds mir bang.

Die schwingenden Klänge, sie lassen mich schweben,
und tragen mich fort, an den Ort meiner Träume,
sie werden nur dort mir die Zärtlichkeit geben,
wo im Schatten ich liege, der mächtigen Bäume.

Wo die Wasser so klar, und die Fischlein sie springen,
und der Sonne Antlitz sich spiegelt im See,
dort nur allein möcht von Liebe ich singen,
bis sie erscheint mir, die liebende Fee.

Da ist ihr Zuhause, in den grünenden Hallen,
wo der Tau auf den Gräsern im Lichte erstrahlt,
wenn der Morgen erwacht, die Nebel noch wallen,
ist der See in den herrlichsten Farben gemalt.

Und wenn mich verzaubert ihr lockendes Rufen,
hinab sie mich winkt, in die spiegelnde Flut,
so werd ich ihr folgen auf gläsernen Stufen,
um zu ertrinken in liebender Glut.

Doch das Telefon klingelt, mit schrillem Geläute,
und reisst mich zurück, ins tägliche Grau,
am enderen Ende erwarten mich Leute,
die gefangen wie ich, im steinernen Bau.

G. Nopens


nopi antwortete am 22.11.03 (15:17):

Weiße Flügel

Mühlen säumten einst das Land,
Niedersachsen, Friesenstrand,
zierten selbst die Ostseeküste,
nicht, daß man sie suchen müßte.

Doch, wo sind sie nur geblieben,
sind wohl in der Zeit zerrieben,
wenn ich fahre übers Land,
ich nur selten welche fand.

Abgewrackt und arg verschlissen,
ach, wie werd ich sie vermissen,
Kindertage weit und fern,
sah ich zu, den Mühlen gern.

Pferdewagen voll Getreide,
in die Mühle, daß mans reibe,
weißer Mehlstaub in der Luft,
und des Müllers weiße Kluft.

Knarrte Holz, es mahlt der Stein,
Körner rund, zu Mehl ganz fein,
um im Sack sodan verladen,
auf den wartend Pferdewagen.

Rosse zogen schwere Lasten,
in der Ferne Schiffers Masten,
und der Bauer hinterm Pflug,
schaut ihm nach, dem Vogelzug.

In den Flügeln hoch im Wind,
sangen mir ihr Lied als Kind,
und ich schaute vom gelände,
über schäumend gischtge Strände.

Schau ich heute vom Gelände,
nicht, daß ich die Mühlen fände,
Quader aus Beton und Stein,
und das sollen Mühlen sein ?

Statt der Melodie im wind,
die so gern ich hört als Kind,
kreischen, summen die Motoren,
bis sie schmerzen dir die Ohren.

Fortschritt heißt die Melodie,
doch das Herz erwärmt sie nie,
rational verpackt in Zahlen,
so sieht man die Mühlen mahlen.

Doch ich weiß noch ein paar Mühlen,
die noch heut im Winde wühlen,
dort verweil ich in Gedanken,
Phantasie und Wünsche ranken.

G. Nopens


nopi antwortete am 23.11.03 (10:19):

Besen, Besen, seis gewesen....

Ich suche Zeichen zu verstehen,
die stumm an mir vorübergehen,
und stoisch die Programme füllen,
bei jedem Schritt nur Logik brüllen,
sich spiegeln dort im Monitor,
das kommt mir programmatisch vor.

Addieren, steuern, lesen, speichern,
an Zahlenwerken sich bereichern,
sortieren, mischen und vergleichen,
eingeben, speichern, wieder streichen,
Assambler, Cobol, Ebsdig-Code,
extern, intern und analog.

Ein fernes Ufer, eine Welt,
die nur der Strom zusammen hält,
die nur gelernt was man gegeben,
kein Eifer kennt, Gefühl noch Streben,
als Formalismus ist geboren,
zum Gott, die Null und Eins erkoren.

Ein Knecht, zu hoffen, daß ers bleibt,
nicht heimlich eigne Blüten treibt,
was heute ungeahntes schafft,
veraltet schnell mal über Nacht,
und könnt ins Gegenteil sich wenden,
damit will ich den Fers beenden.

G. Nopens


nopi antwortete am 24.11.03 (09:55):

Oh Bello !!!

Ich brauch kein Klingeln und kein Wecker,
kein Gramophon und kein Geschepper,
keim Bettchen warm, das mich noch hält,
wenn drüben früh, der Lumpi bellt.

Ich habs versucht mit Ohropax,
mit Wattebausch, getränkt in Wachs,
es half auch nicht das Fenster schließen,
am liebsten würd ich ihn erschießen.

Doch glaub ich es hätt wenig Zweck,
gekläfft würd dann am andren Fleck,
wenn du ihn senkst ins Erdenreich,
dann kläfft er dort die Geister weich.

Die hätten dann auch keine Ruh,
und hielten sich die Ohren zu,
die Geisterstunde wär passe,
nur Lumpi spukt im Neglige.

Zurück zur Gegenwart ihr Leut,
verflogen ist nun meine Freud,
wollt ich der Vögel Lied genießen,
muß ich verstört das Fenster schließen.

Dann endlich hat der Hund Erbarmen,
und läßt in Ruhe mich, den Armen,
jedoch nicht lange wärt dies Glück,
nun spielt der Pudel auch verrückt.

Sein Bellen ist zwar nicht so schrill,
als wenn er Nerven töten will,
doch dafür ists voluminös,
ihr könnt mirs glauben, ich werd nun bös.

Zum Hause geh ich erbost sodann,
dort wo er wohnt, der Pudelmann,
auf Etikette ich nun pfeife,
doch schon schlägt zu die Hundescheiße.

So habe ich in Zorneswut,
doch nicht getan was man sonst tut,
den Blick stets übers Pflaster streifen,
um so den Haufen auszuweichen.

So traf mich denn des Pudels Rache,
bevor ich überhaupt agiere,
so ist es eine üble Sache,
ich hab zu tuen mit der Schmiere.

Ich weiß nicht wo der Sinn und Zweck,
was all der Lärm und Hundedreck,
dem Menschen nun für Freude bringt,
wos doch an jeder Ecke stinkt.

Verschont uns doch mit all dem Lärm,
auch saubre Straßen hättn wir gern,
und ungebissen wolln wir sein,
so sehts doch Leute, endlich ein.

Es staut sich viel auf engem Raum,
weil wir zusammen leben,
ein mehr an Frieden wär mein Traum,
und nicht am Pflaster kleben.

G. Nopens


hl antwortete am 25.11.03 (00:08):

Der/die InhaberIn der Mailadresse DDDdesef.. bitte neu anmelden in der Mailingliste. Die Adresse war fehlerhaft.


nopi antwortete am 26.11.03 (16:16):

Ein Schlag mit dem Hammer

Leben und Tod Sekunden nur trennen,
wenn er bei dir klopft, und du bist grad beim Pennen,
dann hat er ne Niete wahrscheinlich gezogen,
um die Angst so beim sterben, hast du ihn betrogen.

Das lohnt sich, nur darauf sollte man zielen,
und wenn die Uhr tickt, auf die Uhrzeiger schielen,
und kurz vor zwölf, ein Schlag mit dem Hammer,
und isse zertrümmert, is vorüber der Jammer,
das Schicksal muß erst sich ne neue besorgen,
doch die Läden sind zu, und so gehts erst ab morgen.

G. Nopens


Joan antwortete am 27.11.03 (18:50):

Idurs Regenwurm ----schon bissl länger her

..indes der Regenwurm war schlau:
rief eine Spatzenfrau
die schilpte unaushörlich
das macht den Spatz begehrlich
er tanzte wie besessen
und hat den Spatz vergessen
der sich drauf hochbeglückt
im Rückwärtsgang verdrückt.
nach meiner Ansicht verdiente dieses Ereignis etwas mehr "Ausschmückung"????


nopi antwortete am 28.11.03 (13:00):

Hallo Joan,

na, dann schmück es doch aus !!!



Der Blick zurück

Die Pappel sie raschelt, und singt mir ihr Lied,
sonnendurchflutet und warm ihre Rinde,
alles zu seiner Zeit nur geschieht,
und die Bilder zerfließen wie Worte im Winde.

Das dunkle Wasser glänzt im Mond wie ein Spiegel,
ein Antlitz schaut dir entgegen so rein,
doch schon schlägt die Tür zu, im eisernen Riegel,
und die Stimmen von damals so winzig und klein.

Dein Tor nun so weit, erbarmungslos offen,
und Schritte hallen durch endlose Gassen,
begleiten dein Weg im bangen und hoffen,
und Wünsche von einst, zerfließen, verblassen.

Jetzt ist deine Zeit, sie auch zu erkennen,
war wert sie, ein Leben dir zu bescheren,
dich ständig gegen das Wahre zu stemmen,
um am Ende wies sei, dich selbst zu belehren.

G. Nopens


idurnnamhcab antwortete am 28.11.03 (20:38):

Hallo Joan,

deinen Änderungsvorschlag zu meinem Gedicht "Die rettende Idee" finde ich gut. Ich kann mir vorstellen, dass ich die Passagen einbaue.

Hallo nopi, du "Realist",

dein Gedicht "Der Blick zurück" ist aus meiner Sicht sehr gefühlvoll und stimmig in jeder Form, jedoch spricht aus ihm Resignation? So empfinde ich es. Aber davon hatten wir es ja schon.

Zum Abschluss noch ein Gedicht.

Jedem das Seine

Ein Mensch, ist es ein Grund zum Fluchen,
ist unterwegs sein Glück zu suchen.
Ein zweiter Mensch,
weil es so Brauch,
tut Selbiges, sprich: Er tut's auch.
Ein Dritter sagt's ganz unumwunden,
trotz Suche hätt er's nicht gefunden.
Worauf die beiden Ersten sagen,
er sollte weit're Schritte wagen.
Ein vierter Mensch lacht ganz verschmitzt,
derweil er in der Sonne sitzt.
Er fand sein Glück fast wie im Spiel,
so nach dem Motto: Weg, gleich Ziel.
Wie ihr es seht,
bleibt euch belassen,
doch rat ich euch gleich zuzufassen,
wenn etwas, wie das Glück ihr seht.
Der Zögernde kommt oft zu spät.

(c) rgbv


nopi antwortete am 29.11.03 (08:56):

Das Recht

Es war ein Tag im April zweiundachtzig,
die Sonne war verwegen wie nie,
so gegen Mittag war es, ja das macht sich,
du tratest die Bremse, gestreckt war das Knie.

Ein Mann aus dem Süden, er hielt ein Palaver,
und sperrte den Weg dir mit seinem Scharett,
du riefst durch das Fenster, er schwang sein Kadaver,
und war alles andre, doch wirklich nicht nett.

Er reichte die Hand dir frontal ins Gesicht,
es dröhnte, und ließ dein Inneres erbeben,
das war nicht sehr fein, und du mochtest das nicht,
und gabst ihm ein völlig neues Erleben.

Das war wohl zu viel, denn er streckte die Beine,
und formte die Worte von Staat und Gericht,
er hatte zwei Zeugen, doch du warst alleine,
das Recht ist dem hörig, der es besticht.

Sein Anwalt, er schrieb dir und wollte Moneten,
und du erschienst alsbald vor Gericht,
du hast dich in eigener Sache vertreten,
Recht wurde gesprochen, doch nur nicht für dich.

Deine Haut, sie wurde zu Markte getragen,
wer sein Recht nicht beweist, keine Zeugen gar stellt,
den trifft das Gesetz, den packt es am Kragen,
für den ist auf einmal sehr düster die Welt.

Doch eine Erkenntnis, sie wird dir zu eigen,
wenn du ohne Zeugen bist richte total,
laß dich nicht erweichen, durch betteln und weinen,
sonst stehst du als Dummer bald wieder im Saal.

So lange das Recht sich nach Zeugen nur richtet,
und Schuld ins Gegenteil sich so verwandelt,
so lange ist der im Kopf nur belichtet,
der das Recht in die eigene Hand nimmt und handelt.

G. Nopens


pilli antwortete am 30.11.03 (11:11):

@ nopi

bin ich zu früh erschienen, die reportagen über weiße flügel und blicke zurück an bellende bellos und klingende klänge zu lesen und neues vom "flaneur" entdecktes zu erfahren? :-)

na gut...dann halt heute den kaffee ohne den morgendlichen feuilleton-genuss

:-)


nopi antwortete am 30.11.03 (11:42):

Hallo Pilli, also ganz speziell für Dich !

Gestern abend

Gestern abend da schrieb ich die Zeilen,
wie sehr sie mir fehlt, und daß ich bereue,
auch wenn nicht schon morgen, du mußt dich nicht eilen,
dich wieder zu sehen, darauf ich mich freue.

Zu oft hab ich dich wohl alleine gelassen,
die zarte, verträumte, die Welt kannt ich nicht,
ging lieber mit Freunden des nachts durch die Gassen,
allein Du im Dunkel, und ich stand im Licht.

Die Sonne noch jung, erklomm schon den Morgen,
die Flasche war leer, so kam ich nach Hause,
am Kühlschrank ein Zettel, mit all deinen Sorgen,
zum Schluß, "nun leb wohl, ich lieb dich, Banause".

Geliebte, nun merk ich was ich wohl besessen,
ich friere im Bett allein ohne dich,
kann dich, deine Augen, dein Mund nicht vergessen,
und ob dus mir glaubst, nun schäme ich mich.

Die Blumen verwelken ganz leise am Fenster,
die Stille zerdrückt dein Bild an der Wand,
wenn schwer sich der Abend senkt seh ich Gespenster,
und ich sehn mich nach deiner so liebenden Hand.

Ich hör nun, ein Fremder teilt mit dir das Leben,
es schmerzt mir das Herz, doch ich wünsch dir viel Glück,
was ich nicht bereit war, kann er dir nun geben,
sei umarmt meine Liebe, doch komm nie mehr zurück.

G. Nopens


pilli antwortete am 30.11.03 (16:26):

"danke" :-)

für den mehr als nur ansprechenden text; erinnerte mich doch der wortlaut gleich an ein besonderes, zu saisonal geprägten zeiten von mir immer gerne und lautstark mitgesungenes mundartliches lied, dessen text ich, wenn auch ungereimt, versuchen möchte zu interpretieren; das "original" mache ich im thema "bänkelsänger und liedermacher..." bekannt.


ER trifft SIE und meint zuneigung zu spüren

SIE lädt ein auf ein bier

ER warnt SIE, ihn besitzen zu wollen

ER gesteht, in räuberischer und treuloser absicht unterwegs zu sein

ER berichtet vom sorgenlosen sich treiben lassen wollen

ER schildert die schillernden nächte, in denen er bis zum morgengrauen mehr verspielt als er besitzt

ER droht wehrhafte verteidigung seiner freiheit an

ER erklärt, daß der worte bedeutung gerne unterschiedlich interpretiert wird.

ER wiederholt eindringlich, ein heute ehrlich gemeintes
"ich mag dich" gilt nicht für morgen

SIE lacht und meint, daß es nicht wirklich schaden kann

SIE kündigt für den kommenden morgen weitere lösungsansätze an

ER öffnet am morgen seine augen

ER ist es, dessen herz nun signalisiert, daß es getroffen wurde

ER mag sie wirklich, als er den zettel erblickt

SIE verabschiedet sich; aber nicht; ohne ihr geheimnis zu verraten:

SIE bekennt sich zu der gleichen räuberischen neigung und treulosem verhalten.

:-)

mögen noch viele geschriebene zettel auf tischen, bänken oder an kühlschränken dereinst davon zeugen, es wurde gelebt, dieses leben!


nopi antwortete am 01.12.03 (09:12):

Locker

Abends, nach des Tages Glut,
und dem hektisch bunten Treiben,
tut ein schwarzer Tee sehr gut,
das beflügelt mich beim Schreiben.

Tauben gurren in den Zweigen,
der-weil sich die Schatten dehnen,
von der Platte klingen Geigen,
zwischendurch ein keusches Gähnen.

Popel aus der Nase fein,
wird zur Kugel rasch gedreht,
macht fast gar nichts, bin allein,
niemand um die Ecke späht.

Ach wie schön sind diese Stunden,
zwischen Abend und der Nacht,
sage ich es unumwunden,
weil es frei und locker macht.

G. Nopens


nopi antwortete am 02.12.03 (08:51):

Den Weg mit dir gehn

Ich mag sie, die stillen Gefühle,
die abseits der lärmenden Plätze,
nicht Gast sein der vielen Gestühle,
der juckt, und der nervt wie die Krätze.

Ich mag das Lächeln von innen,
das heimliche Spiel mit den Lippen,
mag die Lücken, um sich zu besinnen,
zerbrochene Spiegel nicht kitten.

Mag von dir das sanfte Berühren,
dein Arm, deine Hand, deinen Mund,
laß auf jedes mal neu mich verführen,
vor Zeiten wie einst, und zur Stund.

Ich mag deine liebende Seele,
dein Verzeihen und deine Geduld,
und wenn ich nicht selten verfehle,
vermeidest du Worte wie Schuld.

Ich mag es, wenn Worte ertrinken,
im Schweigen, das uns zwei umarmt,
wenn stumm wir in Liebe versinken,
und Amor uns schelmisch umgarnt.

Ich mag den Weg mit dir gehen,
wenn der Wind unsre Seelen erhebt,
mit dir in der Zeit zu vergehen,
und sagen: Wir haben gelebt.

G. Nopens


sita antwortete am 02.12.03 (21:47):

Gesicht im Spiegel

Furchen der Zeit
eingegrabene
Vergangenheit
im Gesicht

doch den Blick
vorwärts
gerichtet
die Zukunft
gesichtet

sitzt sie
zu Gericht
denn
es gebricht
allen
zu jeder Zeit
an Vollkommenheit


sita antwortete am 02.12.03 (21:56):

Frau
wir graben
nach deinen Wurzeln

Mutteradern
lockern die Brust
Du säugst
dein Kind
zwischen
Zapfsäulen
tippst
Kassenbons
im Konsumlärm
hängst Windeln
an
Büroschränke
wirfst
Kinderkleider
ab

Eilig
pflichtbewusst
willig
bastelst
du
vor Kindergärten
an
überfälligen
Karrieren
lockst
deine Passion
unter
fremde Sterne

Erwachsen
bis du
entwachsen

Zitternd
zögernd
entziehst
du dich
deiner Sonne

Der
müde Mann
sucht
seinen
Mond


nopi antwortete am 03.12.03 (09:15):

Ein Tritt in den Hintern
(überarbeitete Version)

Die Agonie breitet aus ihren Schleier,
erstickt das Leben unter Schut und Gestein,
das Land ist zertrümmert, nur die Gedanken sind freier,
das Schicksal der Deutschen, es sollte so sein.

Doch fleißige Hände schwingen Schaufel und Hammer,
der Sonne Strahlen noch im Rauche gehüllt,
der Wille nach Leben erstickt Schmerz und Jammer,
und die Leere des Raumes wird mit Zukunft gefüllt.

In Hallen rumoren schon bald die Maschinen,
der erste Käfer läuft in Wolfsburg vom Band,
von Spaß spricht noch niemand, denn alle nur dienen,
dem in Trümmern noch ächtzenden Vaterland.

Männer und Frauen, junge und alte,
sie sprachen nicht viel, sondern packten mit an,
gelobten: "Nie wider Krieg", daß der Schwur ewig halte,
ja, so war es, als der Aufschwung begann.

Jahre der Arbeit, Jahre voll Schweiß,
das Land erwachte zu quirligem Leben,
nun die Rente gekürzt, als Dank für den Fleiß,
sie haben doch alles für die Zukunft gegeben.

Kein Dank für die, die das Land aufgebaut,
ein Tritt in den Hintern ist was sie erhalten,
die Nachkommen haben ganz munter die Zukunft versaut,
doch dafür solln nun die Rentner herhalten.

Die Moral ist im schwinden, korrupt ist das Land,
Betrug im Asyl, Mißwirtschaft und Schwindel,
die Bildung im Eimer, degeneriert der Verstand,
die Straße regiert von Verbrechergesindel.

Die einstige Wiege der Dichter und Denker,
erloschen die Glut, die solches vollbracht,
und schaust du dich um, nur unfähige Lenker,
mach weiter so Deutschland, und dann gute Nacht.

G. Nopens


idurnnamhcab antwortete am 03.12.03 (20:51):

Hallo nopi,

dein Gedicht "Den Weg mit dir gehn" gefiel mir sehr gut. Dein Gedicht "Ein Tritt in den Hintern" beinhaltet sicher eine in Teilen berechtigte Kritik. Jedoch ist ein Rundumschlag grundsätzlich, aber auch, da nicht gezielt angesprochen wird wen man meint, aus meiner Sicht fragwürdig. Auch denke ich, dass Entscheidungen nicht schon deswegen falsch sind, da es nicht unsere waren.

Nun noch ein Gedicht.

Gedankenspiel

Ein Gedanke,
entsprungen aus einer Sehnsucht,
wird zum Gefühl, unausgedrückt,
zur Berührung, nicht getan,
vielleicht zum Wort, unausgesprochen,
oder bleibt ein Gedanke,
der in die Unendlichkeit vorstößt,
um nach Jahrhunderten,
tausenden von Jahren,
gar Jahrmillionen,
zu mir zurückzukehren.

Dann streichle ich dein Gesicht.

(c) rudi günther bachmann-voelkel


hl antwortete am 03.12.03 (22:43):

worte, bilder, sprache

früher
ein leeres blatt papier
heute
die leere editorseite
auf dem monitor
gleiche überwindung
worte
aus mir heraus
zu lassen
gedanken, gefühle
zwanghaft
fast unmöglich zu
komprimieren
in worte zu verpacken
sprechen, schreiben
sprache
unzulängliches werkzeug
bilder malen mit
worten
versuch einer kommunikation
mit leser unbekannt
wie oft hast du
farben nicht erkannt
linien nicht gesehen
verborgen im
verwaschenen aquarell
der seele
verzerrter pseudopicasso
der gedanken
grelle plakate eines
ich bin hier
gerahmt und signiert
gedichte

von hl


nopi antwortete am 04.12.03 (09:28):

Zu viel verlangt ?

Wenn ich den Traum, was solls, verdränge,
das Wunschbild an den Nagel hänge,
dann bleibt noch übrig eine Form,
sie ist die Richtung dann, die Norm.

Ich weiß, daß selbst der Rest von allem,
kein Echo bringt in vollen Hallen,
es ist die Nadel, die im Heu,
das winzig Korn im Haufen Streu.

Doch ich begehre dieses kleine,
aufrichtig, ehrlich reine,
daß dort im eignen Lichte strahlt,
und nicht in fremdem Glanze strahlt.

Das nicht die Maske braucht zum Leben,
daß nicht nur nimmt, daß auch kann geben,
daß sanft die Saiten bringt zum schwingen,
wenn das so wär, dann könnts gelingen.

Wo sich die Frau als Weib versteht,
und nicht im Penisneid erstarrt,
wo sie sich im Gefühl ergeht,
daß Harte mit dem Weichen paart.

Wo nicht das Leben in Schablonen,
nicht Eitelkeit und Raffgier thronen,
wo Zeit sich findet zu verstehen,
kann man den Weg gemeinsam gehen.

Ist das zu viel, wenn mans begehrt,
die Sicht, die anliegt gar verkehrt,
doch wären sie wie wir oh schreck,
der ganze Reiz, er wäre weg.

G. Nopens


nopi antwortete am 04.12.03 (10:22):

Hallo Idurn....

sei mir nicht böse, aber ich konnte diesmal mit deiner Kritik nur recht wenig anfangen.
Sie ist zu unpräziese, zu wenig auf den Punkt gebracht um darauf eingehend reagieren zu können.

Günter




Begegnung

Sie saß mir gegenüber lächelnd,
die Augen tiefgeschminkt in blau,
und nur nach Anerkennung hechelnd,
so saß die Maske dort, die Frau.

Ein jeder Zoll war hergerichtet,
die Kleidung stimmte, die Frisur,
jedoch das Wahre war vernichtet,
es blieb nur übrig die Figur.

Sie fühlte sich gar mißverstanden,
und von der Männerwelt verraten,
verwelkt und abseits die Girlanden,
die einst den Mädchentraum bewahrten.

Kosmetik, Tand und falscher Glimmer,
in einer Welt aus Illusion,
das Zentrum sein in jedem Zimmer,
jedoch, das Leben läuft davon.

Sie wird es irgendwann erkennen,
wenn nichts mehr zu erreichen ist,
es ist nicht gut sich zu verrennen,
und bleibe stets, der du auch bist.

G. Nopens


nopi antwortete am 06.12.03 (10:08):

Die Erfüllung

Ich schau aus dem Fenster, dem Abendrot zu,
dem Säuseln der Blätter, hört ich ein zärtliches Du ?
wars nur das Flüstern der Zweige im Wind ?
ich dreh mich herum, wars ein rufendes Kind ?

Es war doch ein Schatten, der im Dunkel verschwand,
ich ging in die Richtung, und stieß an die Wand,
alles leer und stumm, keine Regung noch Leben,
so wollt für den Trugschluß die Schuld ich mir geben,
doch noch eh ich mich wende, ich konnts nicht verstehn,
so sah ich sie lächelnd im Zimmer dort stehn.

Ich reib mir die Augen und glaub, daß ich träume,
oder hat mich verwirrt so das Säuseln der Bäume ?
doch sie kommt auf mich zu, ihre Hand ich berühre,
statt ihrer Wärme, nur ein Luftzug ich spüre,
wo ihr Gesicht strahlt, ist nun ein zerfließen,
und der Sonne letzte Strahlen ergießen,
sich über den schwindenden Umriß von Liebe,
und ertränken der Hoffnung zärtliche Triebe.

Ich hör in dem leeren Raume mich sprechen,
und spüre die berstenden Scheiben zerbrechen,
nicht zögernd, so folg ich dem Ruf ihrer Stimme,
in der Sonne tief rötender Strahlen ich schwimme,
die Zeit fließt vorbei, wie ein Vogel ich fliege,
hinein in das Herz aus unendlicher Liebe,
keine Last, kein Kummer, der mich noch erdrücket,
ich fühl sie tief in mir, die mich nun beglücket.

Dort am Fuße der Birke, dort seh ich mich liegen,
darüber die Zweige im Winde sich wiegen,
sie singen ihr Lied als sei nichts geschehn,
es werden Tage und Jahre vergehn,
und ein andrer wird schauen der Sonne entgegen,
so schließt sich der Kreislauf vom ewigen Leben.

G. Nopens


nopi antwortete am 07.12.03 (09:56):

Auf halbem Weg

Ruhe durchströmt meinen Körper und Geist,
entspannt lag ich auf meinem Rücken,
da begriff ich langsam was Auflösung heißt,
denn endlich, es schien mir zu glücken.

Der Körper so schwer, durchströmt mein Gewebe,
noch spür ich des Herzens Schlag,
ein Wolke umhüllt mich, ich glaub, daß ich schwebe,
gelobt sei der heutige Tag.

Die Last meines Körpers spür ich entweichen,
die Schwere entschwindet im nu,
ein flaues Gefühl tut mich nun beschleichen,
und ein fremdartiges kommt noch ninzu.

Wo ich einst gelegen breitet aus sich ein nichts,
ich begreif noch nicht recht was geschehen,
mein Geist, er bewegt sich heraus aus dem Licht,
dann hab ich die Schwärze gesehen.

In schwärzeste Finsternis schien ich zu sinken,
es fegten an mir schwarze Wände vorbei,
hin und wieder sah ich Lichter, die blinken,
ich fall durch ein Loch und fühle mich frei.

Total ist die Still, die ich nun empfange,
keine Wand, keine Grenze, keine Fläche, kein Raum,
ich empfinde nur Ruhe, ich weiß nicht wie lange,
es ist unbeschreiblich, und nicht wie ein Traum.

Die Gedanken sind klarer wie niemals im Leben,
die absolute Freiheit ich spüre,
es gibt kein Problem, kein nehmen noch geben,
bis sich vor mir auftut im Licht eine Türe.

Ich spüre ein Glücksgefühl mich nun ergreifen,
kann mit meinem Geiste unmögliches denken,
doch Angst hab ich durch diese Türe zu gleiten,
und versuche beharrlich dagegen zu lenken.

Ich weiß nicht warum, doch ich wehr mich dagegen,
die Türe, sie scheint einen Raum anzudeuten,
ich habe Angst, doch auch möcht ichs erleben,
und dann vernehm ichs, es klingt wie ein leuten.

Ich bin mir ganz sicher, daß eine Welt auf mich wartet,
eine neue Größe, von herrlicher Pracht,
das Leben, es ist dort ganz anders geartet,
ich bin unentschlossen, noch schwebe ich sacht.

Doch die Weite, die unendliche, die ich empfinde,
läßt mich erkennen wie winzig ich bin,
dem saugenden Zugriff ich mich langsam entwinde,
es verstärkt sich die Angst, es hat keinen Sinn.

Ich war in dem riesigen Kosmos allein,
obwohl ein Stimmengewirr sich entfaltet,
Visionen von Menschen, ein Saal groß und fein,
voll gleißender Helle, sonst leer und veraltet.

Empfinde den Blick in endlose Zeit,
doch schrumpft die Weite im Zwang des Gedanken,
verloren und einsam, nur ich weit und breit,
und die Ungewissheit formt sich zu Schranken.

Ich will nun zurück, laß mich nicht unterkriegen,
obwohl ich zugleich tief bedaure mein tun,
und kurz darauf seh auf dem Bett ich mich liegen,
und hab das Verlangen mich tief auszuruhn.

Und später, noch ganz im Bann des Geschehens,
begreif ich nur zögernd was hinter mir liegt,
wer niemals das Glück hatte es zu erleben,
wird niemals erfahren, wie es ist wenn man fliegt.

Wer als Geist nur empfindet, ohne physisch zu sein,
keine Last oder Sperre erkennet,
wer als Nichts sich empfindet, und doch da zu sein,
auf die Antwort zur Frage nun brennet.

Doch die Antwort liegt jenseits der gleißenden Helle,
und der Pfad ist so schwerlich zu gehn,
dort hinter der Tür liegt der Wahrheiten Quelle,
und wer sie erreicht, der braucht nicht mehr verstehn.

G. Nopens


sita antwortete am 07.12.03 (20:34):

Arbeitskampf

Das große Aufbegehren
im Schweigen gemündet
vollendet im Kauf
der Aufmüpfigen

Die Stille kann
vielleicht gleich
oder irgendwann
ein neuer Anfang sein

Doch gleich
oder irgendwann
erst dann

wenn Schweigen
und Stille bezwungen

werden Worte taumeln
Auf weißem Papier
einen Anfang suchen
und in den Gesichtern
kein Ende
finden


nopi antwortete am 08.12.03 (09:16):

Resignation

Es kotzt mich an, den Tag mit Arbeit zu beginnen,
den Schlaf zu unterbrechen durch des Weckers schrill Geläute,
daß andere mein Leben lenken und bestimmen,
und dies für ewig, gestern, morgen, heute.

Es kotzt mich an zu sehen, daß Talente still verkümmern,
nur weil Systeme, Refa, sie zerhacken und für sich bestimmen,
es ist zum heulen wenn du stehst vor deinen geistgen Trümmern,
und siehst dein Hoffen im Kanal der Zeit zerrinnen.

Es kotzt mich an, daß nicht ein tiefer Sinn im Leben,
kein Werk mich ausfüllt mit Zufriedenheit,
mein Ruf bleibt ohne Echo in der Stille kleben,
und morgen ist für mich bereits Vergangenheit.

Es kotzt mich an zu sehen, wie sie sich zur Schlachtbank führen lassen,
erhebt sich einer, wird er ausgeschaltet,
nicht lieben kann ich sie, nur hassen,
die uns ausbeuten, knechten und verwalten.

Es kotzt mich an zu wissen, daß ich resigniere,
den Stein nicht werfe und nicht agitiere,
mich füge dem System der Machtgewaltgen,
obwohl ich fühle, daß sie mich in Ketten halten.

Vielleicht, vielleicht auch nicht, ich werde es erleben,
werf ich den ersten Stein, und werds den Brüdern geben.

G. Nopens


nopi antwortete am 08.12.03 (14:09):

Das Sternenübel

Iran und Afghanistan,
platt gemacht im Bomberwahn,
bedroht fühlt sich die USA,
von den kleinen Ländchen da.

Das mag glauben wer da will,
hinterrücks und heimlich still,
haben Zions Kriegerfalken,
schon das Schwert bereit gehalten.

Scharons Traum von Israel,
Expansion, gewaltig schnell,
die Araber dezimieren,
ohne selbst sich zu beschmieren.

Bush, die willge Marionette,
bombt und schlachtet um die Wette,
mit Scharon, dem Gleichgesinnten,
um sich nahtlos zu verbinden.

Lüge, Terror und Gewalt,
bis zu uns herüber schallt,
doch wir sollten widerstehen,
und nicht in die Kniee gehen.

G. Nopens


idurnnamhcab antwortete am 08.12.03 (16:43):

Hallo, ich weiß nicht was es ist, jedoch ging die Themen-, Stimmungs- und Gefühls-, sowie die Autorenvielfalt im 11ten Kapitel verloren.

Vielleicht hat ja irgendwer eine Antwort? Weiß oder vermutet jemand einen Grund?

Nun ein Gedicht.

Das Blickespiel.

Ein Mensch saß in 'nem Speisesaal.
Nicht nur das Speisen war 'ne Qual.
Ihm gegenüber, zwei Tisch weiter,
da saß ein weit'rer Mensch, ein zweiter,
der nun zu jenem ersten blickte.
Ihm quasi Blick um Blicke schickte.
Was jenen ersten dazu brachte,
dass er, ganz schüchtern,
gleiches machte.
Was wiederum den ander'n
ermunterte zum Blickewander'n.
So ging es weiter, hin und her.
Am Schluss ging's leicht.
Zuvor war's schwer.
Zu der Moral wär nur zu sagen,
man sollte öfter Blicke wagen.

(c) rgbv


nopi antwortete am 09.12.03 (09:40):

Auf obige Bemerkungen eingehend ist wohl auch zu sagen, daß in speziell diesem 11. Kapitel berücksichtigt wurde, daß tatsächlich nur "eigene" Lyrik hier hinein gehört.

Vielleicht ist auch Erleuchtung in sofern eingetreten, daß plumpes Wortgestammel, auch wenn es vom Erscheinungsbild her einem Gedicht gleicht, wohl kaum etwas mit "Lyrik" und schon garnichts mit einem "Gedicht" zu tun hat.

Ein "Gedicht" zeichnet sich aus durch: Reim, Rhythmus, Metrik, Takt, Vers und Strophe.

Vieles was ich bislang unter "Gedicht" oder "Lyrik" vorfand, waren nichts anderes als kleine Aufsätze, oder kleine Abhandlungen. Lyrik ist ohnehin ein schwammiger Begriff, in den viele etwas hinein interpretieren was da nun wirklich nichts zu tun hat.

Ich kann jedem nur anraten, zu üben, zu probieren und dabei auf Melodie und Harmonie zu achten.

Grüße G. Nopens


hl antwortete am 09.12.03 (10:01):

:-) Lieber Nopi, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. "Eigene Lyrik" soll auch Anfänger ermutigen, ihre ersten Dichtversuche hier zu veröffentlichen.

So manche/r SchreiberIn hat sich hier zum/zur Meister/In entwickelt. (Grüss dich, Rosemarie) :-)

Interpretation ist vielfältig und abhängig vom Leser. Gut ist, was gefällt. :-)

Erwünscht ist hier: alles! Gereimtes, Ungereimtes, Rhythmisches und nicht Rhytmisches, kurz alles was den/die Schreiberin bewegt, zu schreiben. ..und eine kleine Portion Humor :-)


selbstgespräch

Ich sing Dir ein Lied
von Frieden und Freud'

meingott bin ich das
gesülze leid

Ich sing Dir von Liebe
von Sehnsucht und Schmerz

hör auf das schmalz trieft
aus deinem herz(?)

Nun gut, dann sing ich
von Not und Gewalt

auch diese themen
lassen mich kalt

Was willst Du hören?
Das Lied von dem Tod?

am liebsten dein schweigen
und das in rot!

hl.. beim Lesen ihrer allerersten "Gedichte" ;-)


nopi antwortete am 09.12.03 (10:27):

Hallo HL

deiner Definition folgend solltest du dann aber auch die "Rubrik eigene Lyrik" umbenennen in "Rubrik Leipziger Allerlei". Ich habe wirklich nichts dagegen, bin aber gegen eine Verhunzung des Begriffes "Lyrik".

Grüße G. Nopens


hl antwortete am 09.12.03 (10:37):

Lieber G.Nopens,

"Eigene Lyrik" bleibt "Eigene Lyrik"!

Es ist dir aber unbenommen, ein eigenes Thema unter dem Titel "Lyrik von G.Nopens" zu eröffnen. :-)

Mit freundlichen Grüssen
Heidi (hl)


nopi antwortete am 09.12.03 (10:54):

Banale Mitte

Banale Dinge, die uns wärmen,
weil wir der Mittelpunkt, die Welt,
von diesem Mittelpunkt wir schwärmen,
weil wir ihn selbst dort hin gestellt.

Milliarden Punkte oder Mitten,
wenn das so ist, gibt es sie nicht,
milliarden Egos und auch Bitten,
doch von Verstehen niemand spricht.

Du schaust, es fließt ein Häufchen Sand,
dir rieselnd durch die Finger,
am Ende ist sie leer, die Hand,
nichts bleibt von diesen Dingern.

Milliarden Mitten ohne Namen,
und eine schaut der andren gleich,
milliarden Tropfen ohne Rahmen,
vereint siehst du sie nur im Teich.

Ein Tropfen nur, machtlos und schwach,
doch steter Tropfen höhlt den Stein,
und tausend Blätter gibt ein Dach,
auch wenn sie einzeln noch so klein.

Vergessen wir die tausend Mitten,
sie hatten nie die Wahl,
auch wenn Sie um das Zentrum stritten,
es ist doch zu banal !

Als Teil des Ganzen sich erfahren,
ja, und sich reduzieren,
und sich den klaren Blick bewahren,
ohne zu resignieren.

G. Nopens

und schtüss


pilli antwortete am 09.12.03 (11:39):

danke für so manches lächeln und den klaren blick :-)

"Leipziger Allerlei"...ist nicht ohne grund genussvolle speisung so mancher zeitgeister. es reicht halt nicht zu mehr und präsentiert doch buntes.

:-)


Rosmarie antwortete am 09.12.03 (13:01):

Auweia, Nopi! Solch hartes Urteil? Wie schön für dich, dass deine Kriterien wenigstens auf dich selbst zutreffen. Da kann die deutsche Lyrik ja aufatmen! :-)))

Du hast im übrigen den "Gehalt" vergessen. Der muss auch so sein, dass ein Gedicht gelesen werden mag.

PS: Du nennst für notwendige Kriterien als erstes "Reim". Wie kommst du denn darauf? Hast du schon mal in einem Band zeitgenössischer Lyrik geblättert? Wäre zur Überprüfung der eigenen Maßstäbe vielleicht nicht schlecht....


Rosmarie antwortete am 09.12.03 (13:14):

Liebe Heidi,

von "Meisterschaft" kann zwar nicht die leiseste Rede sein... :-((( Aber richtig ist, dass dieses Forum, so tolerant und ermutigend es früher war, mich zum Dichten verführt und mir dadurch viel Freude gegeben hat.

Warum sollte nicht für alles Platz sein? Die Arroganz des Verurteilens tötet und ist zudem oft noch ein Zeichen von Selbstüberschätzung...


hl antwortete am 09.12.03 (21:10):

Liebe Rosmarie, ich denke Nopi hat nur den Fehler gemacht, seine Ansprüche an sich selbst auch auf alle anderen zu übertragen. :-)

"Eigene Lyrik" soll kein Elitetreffpunkt sein (obwohl schon viele Elitegedichte hier zu lesen waren).

Hier darf, soll und kann jede/r seinen eigenen Stil entwickeln. Die Veröffentlichung eines eigenen Gedichtes verleiht diesem eine Gültigkeit, die es nicht bekommt, wenn es in der Schublade liegen bleibt. :-)

Mir gefallen einige Gedichte der "Neuen" hier, z.B. von G. Nopens, sehr gut, auch die von Sita ("Der Kreis" ist einfach supergut!) oder die von Rudi bereichern dieses Kapitel.

Es gibt sehr viele LeserInnen in eigene Lyrik, die zwar hier nicht selbst schreiben aber sich immer über neue Gedichte freuen.

In diesem Sinne, viel Freude weiterhin beim Schreiben - so oder so. :-)


idurnnamhcab antwortete am 10.12.03 (19:59):

Hallo!

Es hat mich doch sehr gewundert, was ich nach meiner "Anfrage" vom 8.12. so alles lesen konnte. Irgendwie hatte ich den Eindruck etwas ausgesprochen zu haben, das unterschwellig noch andere dachten.

Hallo Nopi,

deine Äußerungen in Ehren. Ich frage mich jedoch, leider kennen wir uns ja nicht persönlich, sonst hätte ich dir auch persönlich geantwortet, ob du deine Meinungen als das einzig Wahre und Richtige in den Raum stellen solltest?

Aus meiner Sicht waren die Antworten auf deine Meinungsäußerungen von Menschen geschrieben, denen eine gewisse Selbstkritikfähigkeit noch nicht abhanden kam, und sie waren auf jeden Fall von einer Toleranz und Offenheit für - das Andere - geprägt. Diese Meinungen überzeugten mich und sie ermöglichen auf jeden Fall einen Kompromiss, mit dem vermutlich die meisten Mitschreiber leben können. Hier sei auch, ich müsste auf einen früheren Austausch mit dir kommen, die Frage der Kompromissfähigkeit und -notwendigkeit in den Raum gestellt.

Ich meine, dass es nur fruchtbar sein kann, wenn sich viele, in unterschiedlicher Weise, mitteilen, und, das trifft auf jeden Fall für mich zu, auch ein Interesse auf sachliche Kritik bzw. auf Änderungsvorschläge besteht.

Das sei heute alles, verbunden mit dem Wunsch einer geschriebenen Vielfalt in jeder Art.

Viele Grüße, Rudi.


idurnnamhcab antwortete am 13.12.03 (17:28):

Heute ein weiteres Gedicht der Art, die mir zur Zeit am meisten Spass macht.

Ergebnisoffen

Ein Mensch,
just einer, der allein,
möchte dasselbe nicht mehr sein.

Ein zweiter, weiblichen Geschlechts,
denkt: Dieser erste wär was rechts.

Ein dritter Mensch,
er kommt aus Vöhren,
wär fehl am Platz,
sprich: Er tät stören.

Ob A und B sich heute lieben,
dies bleibt geheim,
wird nicht geschrieben.

(r) rgbv


hl antwortete am 16.12.03 (22:16):

Windjammer

Ein Segel wiegt sich sanft im Wind:
durchbrochene alte Spitze
vergangener Zeit.

Ein Segel bläht sich auf im Traum:
schäumende weisse Gischt
wilder azurner Wellen.

Ein Segel an verrottetem Holz:
vergilbtes Tuch
hüllt tote Träume ein.

..und der Wind singt leise
das Abschiedslied
für ein sinkendes Schiff

hl


sita antwortete am 21.12.03 (21:28):

Horch
halt still
dass der Staub
dich nicht hört
und das Licht
sich nicht
bricht

atme nicht

Die leblosen
Blätter
säuseln so leise

Auf diese
zärtliche
heimliche
Weise


kawe antwortete am 28.12.03 (13:00):

Jahresneige

Ein Jahr geht zu Ende
was war es für mich
sicherlich fragst du
dasselbe auch dich

nur noch fünf Tage
dann ist es vorbei
es wird Abschied gefeiert
vom Jahr Zweitausendunddrei

war ich zufrieden
zwölf Monate lang
oder war mir dazwischen
sehr oft auch bang

traf alles auch ein
was Silvester Nullzwo
ich hatte an Wünschen
oder wo blieben sie, wo

denk ich an Gesundheit
nicht immer ging’s gut
und doch fand ich jeweils
wieder neuen Mut

sie leben noch alle
die mir lieb sind und wert
das Schicksal also gut
mit uns allen fährt

nur eins nehm’ ich mir vor
ich mach es mir leicht
hoffe fürs neue Jahr
dass der Schutzengel nicht weicht

so wie’s dieses Jahr war
so mag’s wieder werden
und so viel Glück wünsche ich
allen Menschen auf Erden.



(26. Dezember 2003)
(c) K.E.


kns antwortete am 06.01.04 (14:35):

Der Stern

Hell leuchtet der Stern:
Viele starren, - sehen nichts.
Auf hohlem Holzweg
stolpern blindlings sie einher,
begegnen Ochs und Esel.

Hell leuchtet der Stern:
Viele gaffen, - sehen nichts.
In öden Wüsten
irren sie erregt im Sand
und verfehlen die Krippe.

Ein Stern leuchtet hell.
Viele schauen, - sehen nichts.
Auf dem Herzensweg
folgen Drei Weise dem Licht;
sie finden ihren König.

K N S


Rosmarie antwortete am 12.01.04 (20:00):


Tropfendes Leben

Äste, nass glänzende Fächer - so kahl.
Schimmernde Tropfen im Winterlicht fahl.

Wolkenschleier wie Abschied verweht.
Nassblass mein Leben. Ist es so spät?

Doch schlafende Knospen suchen das Licht,
und Leben pulst in der Blätterschicht.

Ich grabe mich, Wurzel, in Erde tief ein
und wachse hoch in den Himmel hinein.

Ich träume und wache. Mein Herz taumelnd klopft.
Ich liebe mein Leben, das glitzernd vertropft.


Rosmarie Schmitt, 11.1.04


hl antwortete am 12.01.04 (20:16):

Ausnahmsweise ein Bild, weil es so gut zu deinem wunderbaren Gedicht passt, Rosmarie :-)

Internet-Tipp: " target="_new">


Rosmarie antwortete am 12.01.04 (22:10):

Liebe Heidi,

DANKE! Genauso glitzerten die Tropfen gestern, als ich mich um dieses Gedicht bemüht habe... :-)))


kns antwortete am 14.01.04 (23:04):

Regenschauer

An kahlen Zweigen
der Kirsche vor dem Fenster
glitzern reine Juwele
tausendfach im Licht

Nur
die Perlen
schüttle im Spätherbst
nicht sogleich
von meinem Baum


Joan antwortete am 27.01.04 (10:50):

Eins zu ( 20 unter) Null

So`n kleiner Spatz
So winzige Kraft
Wie der das macht
in dieser Kälte nicht zu erfrieren bei Nacht?
Und obendrein
überm Frühstückstee
mich auszupfeifen im Schnee!


hl antwortete am 27.01.04 (15:26):

:-))


Rosmarie antwortete am 28.01.04 (09:04):

Liebe Joan!

Es knallen die Mäuse...
Tastaturgehäuse
spielen verrückt...
Doch Spatzen singen.
Und Freuden klingen! :-)))

Dein Gedicht entzückt!


kawe antwortete am 29.01.04 (07:36):

Winter – auch bei uns

Winter
klopft an die Tür
lange vorhergesagt
fröstelige Temperaturen
im Gepäck

zwischen düsteren
Dickwolken
blitzt noch ab und zu
ein kecker Sonnenstrahl
hindurch

plötzlich
aufkommender Wind
der Wolkenvorhang
wird endgültig
zugezogen

dann
tänzeln sie
vom Himmel

kleine
federleichte
flaumweiche
weiße Sternchen
Freude der Kinder

sinnend-lächelnd
schaue ich ihnen nach

bald werden sie
die Natur zudecken
mit einem
glitzernden
samtenen Bettuch
Flüstern verbreiten
… Schneeflöckchen.


(28. Januar 2004)
(c) Karin Ernst


roan antwortete am 29.01.04 (14:25):

. .'
Es wird auch wieder anders
Schnee verzaubert nun die Bäume,
Eis geworden sind die Traume,
die der Elf gesponnen.
Grauser Wind stiebt durch die Äste
schüttelt alles Kahle feste,
hat den Kampf gewonnen.
Frost umklammert mit Begehren,
keiner kann sich richtig wehren,
will mit Kälte morden.
Murmelbächlein, zwischen Moosen
und der Wildbach, samt dem Tosen
sind nun Eis geworden.

Reh und Hirsch mit kalter Nase,
hungrig wie der flinke Hase,
alle müssen darben.
Die Geräusche schluckt der Schnee,
keine Brise wiegt den See.
Weiß – und keine Farben.
Alles deckt das weiße Linnen,
aber tief im Boden drinnen
regt sich schon das Neue,
Wenn die Sonne wieder steiget,
was verschneit, sich wieder zeiget –
Wie ich mich drauf freue!

Robert Anger


Joan antwortete am 29.01.04 (17:35):

Liebe Rosmarie

Deine Maus fühlt sich gedrückt
Deine Tasten spieln verrückt
weil mir ein Gedicht geglückt---

Doch auch Dein Vers hat entzückt
der ins Sonnenlicht gerückt
tausend Glitzertropfen pflückt.

Danke. Joan


Rosmarie antwortete am 29.01.04 (18:24):

Wo Mäuse froh die Tasten hauen,
und wir dem Sonnenglitzern trauen,
wo Joan, hl und Robert sind
und Karin auch den Hirsch besingt
und neue Wintersichten bringt,
da freue ich mich wie ein Kind!

Fröhliche Grüße rundum! :-))


sita antwortete am 03.02.04 (02:17):

Will bleiben
wo ich
bin
nicht wanken
nicht in Gedanken
verharre
im Zweifel
wo ich gelandet
bin


Joan antwortete am 06.02.04 (16:55):

Sita,es ist nur ein einzelner Buchstabe,der fehlt-oder zu drucken vergessen wurde.
Mit diesem Buchstaben wird Dein Gedicht erst optimal.
Anstatt "verharre" sollte es "verharren" heissen.Denk ich.


Rosmarie antwortete am 06.02.04 (18:58):

Liebe Joan,

da bin ich gespannt, was Sita zu deinem Vorschlag sagen wird!
Ich finde "verharre" nämlich genauso gut, fast noch besser. Ich ergänze dabei nämlich in Gedanken: "Ich verharre", wobei zugegebenerweise damit ein etwas anderer Aspekt in den Raum gestellt würde. Aber diese Sturheit oder dieses Beharren auf den eigenen Zweifeln würde mir auch gut gefallen... :-)))

Allen hier ein schönes Wochenende!


Baumvorfrühling

Verwegene Köpfe
starren ins Blau.
Eisgraue Schöpfe
zittern im Tau.

Glasklare Bläue
schneidet ins Herz,
löscht Jugend wie Reue,
vereist jeden Schmerz.

Knospende Kronen.
Wehende Luft.
Hoffnungen wohnen
im Frühlingsduft.

1.2.04

Verbesserungsvorschläge für "löscht Jugend wie Reue" würden mich freuen!
"Löscht... wie Reue" oder "Löscht ... und Reue"... ???


sita antwortete am 08.02.04 (18:36):

Hallo Joan, hallo Rosmarie. Ich finde nicht, dass
"verharren" richtig gewesen wäre. Verharre steht hier für innehalten, nicht für aushalten. Die erste Aussage steht trotzig und dann schleicht sich der Zweifel ein. Habe aber einen anderen dummen Fehler gemacht (das kommt davon, wenn man ein Gedicht spontan aus dem Ärmel schüttelt und gleich wegschickt)
es hätte heissen müssen

wo gelandet
ich bin

Nach genauerer Betrachtung würde ich jetzt so schreiben:

Will bleiben
wo ich bin
nicht wanken
auch nicht
in Gedanken

Verharre
im Zweifel
wo gelandet
ich bin


Joan antwortete am 10.02.04 (14:30):

Sita und Rosmarie,Hallo-so wie das Gedicht jetzt dasteht,bin ich ganz einverstanden.Zuvor,im gleichen Block,
hatte dieses sehr starke "will" alle folgenden Zeilen m.E. dominiert.
Sita,jetzt wag ich mal ,Dein Gedicht so zu interpretieren,wie es auf mich wirkt:
Die Motivation für das Gedicht : Weglaufen.(denkbar)
Das Resultat: Entschluss ,Besinnung , Umkehr 1.Absatz
Die Folge : ausharre(n) oder im Zweifel verharre(n) jedenfalls Verzicht 2. Absatz .
Dieses "Ich bin " in der letzten Zeile jedoch triumphiert :ich bestimme selbst,was ich tu,ich akzeptiere freiwillig meine "Landung",Verzicht verwandelt sich in Stärke.
Soweit meine Gedanken. Herzlich Joan


Joan antwortete am 10.02.04 (14:30):

Sita und Rosmarie,Hallo-so wie das Gedicht jetzt dasteht,bin ich ganz einverstanden.Zuvor,im gleichen Block,
hatte dieses sehr starke "will" alle folgenden Zeilen m.E. dominiert.
Sita,jetzt wag ich mal ,Dein Gedicht so zu interpretieren,wie es auf mich wirkt:
Die Motivation für das Gedicht : Weglaufen.(denkbar)
Das Resultat: Entschluss ,Besinnung , Umkehr 1.Absatz
Die Folge : ausharre(n) oder im Zweifel verharre(n) jedenfalls Verzicht 2. Absatz .
Dieses "Ich bin " in der letzten Zeile jedoch triumphiert :ich bestimme selbst,was ich tu,ich akzeptiere freiwillig meine "Landung",Verzicht verwandelt sich in Stärke.
Soweit meine Gedanken. Herzlich Joan


Joan antwortete am 10.02.04 (14:32):

Vergebung,ich lerns noch-der blöde Doppelklick wird abgestellt. Danke fürs Löschen.Joan


idurnnamhcab antwortete am 16.02.04 (19:23):

Jedem das Seine

Ein Mensch, ist es ein Grund zum Fluchen,
ist unterwegs sein Glück zu suchen.
Ein zweiter Mensch,
weil es so Brauch,
tut Selbiges, sprich: Er tuts auch.
Ein Dritter sagt ganz unumwunden,
trotz Suche hätt ers nicht gefunden.
Worauf die beiden ersten sagen,
er sollte weitre Schritte wagen.
Ein vierter Mensch lacht ganz verschmitzt,
derweil er in der Sonne sitzt.
Er fand sein Glück fast wie im Spiel,
so nach dem Motto: Weg, gleich Zel.
Wie ihr es seht,
bleibt euch belassen,
doch rat ich euch gleich zuzufassen,
wenn etwas, wie das Glück ihr seht.

Der Zögernde kommt oft zu spät.

(c) rgbv


Joan antwortete am 17.02.04 (17:39):

Erleuchtungen.

1. Ich kenne nur dein Lächeln-
In meinen Gedanken hältst du alles,was
ich mir verspreche.
Ich kenne nur dein Lächeln -
und zum Glück blieb das Alles,was
ich von dir kennenlernte!

2. Du bist so neu-
Meine Gedanken verschleissen dich Tag
und Nacht;
Ich sollte dich schonen,damit
du mir länger erhalten bleibst.

3. Du hältst grosse Stücke von mir zu
treuen Händen,auf
Gedeih und Verderb.--
Ich zweifle,dass
du Gewinne machst,denn
zu lange schon gibst
du nichts mehr zurück.


kawe antwortete am 18.02.04 (13:50):

Lieblingsfarbe Bunt

Graue Nebelwände
lasten
schwer
auf der Natur

drücken
auf meine Seele
Nasskalt
will sich einnisten
in mein Herz

nichts da!

ich sehe
und höre
Hilfe

Vögel zwitschern
um die Wette
frühlingsahnend

Blütenknospen
warten
auf Licht

hoffnungsvoll
auch von mir
ersehnt

denn
meine Lieblingsfarbe
ist
… Bunt.


(16. Februar 2004)
(c) K.E.


sita antwortete am 20.02.04 (00:43):

Gespensterhäuser
ohne Hauch
Lebenshauch

Geisterhauch

nur ich atme
dazwischen

den Welten
das schreiende
Kind
Zukunft
im Arm

und suche
den Hauch
Vergangenheit

den Atem
vermischt
Gegenwart
und Zukunft


sita antwortete am 20.02.04 (00:44):

Gespensterhäuser
ohne Hauch
Lebenshauch

Geisterhauch

nur ich atme
dazwischen

den Welten
das schreiende
Kind
Zukunft
im Arm

und suche
den Hauch
Vergangenheit

den Atem
vermischt
Gegenwart
und Zukunft


Joan antwortete am 22.02.04 (14:45):

Liebe Rosmarie,ich find es ziemlich unmöglich,Deine Frage nach dem Besserklingen :Jugend wie Reue-oder Jugend und Reue zu beantworten. Es kommt halt darauf an,warum Du Beides in eine Zeile brachtest? Die "Reue "um sich auf "Bläue" zu reimen?? Du könntrest gemeint haben:Die Bläue löscht die Jugend auf dieselbe Weise ,wie Reue die Jugend auslöscht.Die Bläue könnte auch eine bereute Jugend auslöschen ----oder Du könntest noch anderes gedacht haben..Meinst Du,Du könntest die Zeile nochmal überdenken?Du warst selbst bissl unsicher,vielleicht war Dein Gefühl richtig
.Herzlich.Joan


Rosmarie antwortete am 22.02.04 (15:11):

Liebe Joan,

danke für deine ausführlichen Gedanken auf meine Frage hin!
Du hast völlig Recht, dass ich mir selbst über die Gefühle, die ich ausdrücken wollte, nicht klar war.
Außerdem hast du genau erfasst, dass ich, da ich immer gern reime (obwohl das ja eigentlich ein bisschen anachronistisch ist), oft auch einfach vom Reimwort ausgehe und nach einem passenden Inhalt suche, also das Pferd quasi vom Schwanz aufzäume... :-)))

Nach langem Herumprobieren bin ich dann zu dieser Fassung gekommen, die meinem Gefühl nach stimmig ist. Die Form ist eine andere Sache.

Schreib doch auch mal wieder etwas! Ich finde die Vielfalt hier höchst bereichernd!

Herzlich Rosmarie

Baumvorfrühling

Verwegene Köpfe
starren ins Blau.
Eisgraue Schöpfe
zittern im Tau.

Glasklare Bläue
schneidet ins Herz,
löscht Täuschung und Reue,
vereist jeden Schmerz.

Knospende Kronen.
Wehende Luft.
Hoffnungen wohnen
im Frühlingsduft.

Und noch´n Gedicht:

Durchschnittenes Herz

Beißend schneidet der Wind durch mein Herz.
Alter, Winter, Abschiedsschmerz.
Ich bin von dir gegangen.
Eisgrauer Staub peitscht mein Gesicht.
Zitternd steh ich im eisigen Licht.
Dein Schmerz hält auch mich gefangen.

Rosmarie Schmitt, 20.2.04


hl antwortete am 22.02.04 (16:37):

monolog

"nicht suchen
sollst du versuchen
erwarten ist ein teil
in der leere ruhen
macht heil"

der sinn hatte seinen auftritt
die taten applaudierten
und verliessen
die buehne

der regisseur
lachte
und strich nachdenklich
über seinen mund

was sagte das herz zum verstand?
nein, ich spreche nicht
die zufaelligkeit der gedanken
bildet ab

der fehldruck
der zwiespaeltigen seele
entzuendet sich
im anblick
der sinnlosigkeit

gibt für einen moment
feuer

hl 2004


kawe antwortete am 02.03.04 (17:29):

Frühlingsmonat

Endlich
ist er da
Frühlingsmonat
März

junge Pflanzen
noch schneebedeckt
Winter aber
bläst zum Rückzug

Lebensgeister erwachen
aus langem
Winterschlaf

im Inneren
spürst du
hoffnungsvolles Regen

nimm dir
Zeit
hinzuhören

du wirst es
vernehmen
erstes zaghaftes
...Frühlingsflüstern.


(c) K.E.


Joan antwortete am 03.03.04 (19:22):

vom eise befreit
ein krokus schiesst auf die blutbuche
streut müde blätter drauf

am scheunendach gab`s paar ziegeln
den rest dort fand eine taube
gefallen am nest

was kaum aus der wiege
stapft munter im matsch die grossmutter
sonnt sich im nachbarsklatsch.


hl antwortete am 05.03.04 (22:42):


Nachtwache

Schau dir die Fenster an
in der Nacht.
Auf den Schein von Lichtern
da gib acht!
Hinter dunklen Fenstern
da schlafen die Leut',
doch wo Licht ist
da ist es für einen noch heut'

Der schläft nicht, der wacht,
auf den, da gib acht!
Der denkt nicht an morgen,
der sammelt die Sorgen,
der fragt nach dem Sinn,
der weiss nicht, wohin;

und da starb einer;
und es hörte ihn keiner;
er war allein.

Schau dir die Fenster an
in der Nacht,
ob's nicht dein Nachbar ist,
der noch wacht,
gib auf ihn acht!

hl


hl antwortete am 15.03.04 (17:35):

Kapitel 11 wird nun archiviert. www./seniorentreff/de/diskussion/archiv4/a670.html

Die Mailliste wird, wie immer, auf Kapitel 12 übertragen.

Internet-Tipp: